Seelengesaenge by Peter F. Hamilton

Seelengesaenge by Peter F. Hamilton

Autor:Peter F. Hamilton [Hamilton, Peter F.]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783404232277
Herausgeber: Lübbe
veröffentlicht: 2000-08-01T22:00:00+00:00


Der Marine Shaukat Daha hatte seit sechs Stunden vor dem Raumflugzeug der Navy Wache gestanden, als der Hangar auf der anderen Seite von Bennet Field in Flammen aufging. Der befehlshabende Major seines Bataillons hatte ein halbes Dutzend seiner Leute abgestellt, um beim Löschen zu helfen, doch der Rest war auf Posten geblieben. »Möglicherweise handelt es sich um ein Ablenkungsmanöver«, hatte der Major seinen Leuten per Datavis mitgeteilt.

Also konnte Shaukat das Feuer nur aus der Ferne beobachten. Mit voll geöffneten Retinaerweiterungen starrte er in die ungewöhnlich heftigen Flammen. Die Feuerlöschwagen, die über das Flugfeld rasten, boten einen beeindruckenden Anblick. Riesige rote Fahrzeuge mit Besatzungen in silbern glänzenden Anzügen. Natürlich. Dieser verrückte Planet verfügte nicht über Löschmechanoiden. Richtige Menschen mußten die Schläuche halten. Es war faszinierend.

Shaukats peripheres Sensorprogramm informierte ihn, daß sich zwei Männer dem Raumflugzeug näherten. Er verlagerte den Fokus seiner Retinas und bemerkte zwei Einheimische: einen christlichen Pater und einen Lieutenant der Armee. Shaukat wußte, daß er rein technisch Befehle von einheimischen Offizieren entgegennehmen mußte, doch dieser Lieutenant wirkte unglaublich jung. Noch ein Teenager. Und es gab für alles Grenzen.

Er befahl dem Kommunikatorblock seines gepanzerten Kampfanzugs per Datavis, den externen Lautsprecher zu aktivieren. »Gentlemen«, sagte er in höflichem Tonfall, als die beiden vor ihm standen, »ich fürchte, ich darf Ihnen den Zutritt zum Raumflugzeug nicht ohne weiteres gestatten. Ich muß Sie bitten, sich zu identifizieren und mir einen Passierschein vorzulegen, bevor Sie weitergehen.«

»Aber natürlich«, sagte Quinn Dexter. »Aber verraten Sie mir eins: Handelt es sich bei dieser Maschine um das Raumflugzeug der Fregatte Tantu?«

»Jawohl, Sir.«

»Gott segne dich, mein Sohn.«

Verärgert über die Anrede wollte Shaukat per Datavis eine moderat sarkastische Antwort an seinen Kommunikatorblock übertragen. Seine neurale Nanonik hatte sich vollständig abgeschaltet. Plötzlich wurde der Kampfanzug bedrückend eng, als hätten sich die internen Valenzgeneratoren aktiviert und das Gewebe versteift. Er wollte nach oben greifen, um sich den Schalenhelm vom Kopf zu reißen, doch seine Arme ließen sich nicht bewegen. Unbeschreiblicher Schmerz detonierte in seiner Brust. Ein Herzanfall! dachte er voller Staunen. Allah sei mir gnädig, das kann doch gar nicht sein! Ich bin schließlich erst fünfundzwanzig!

Die Beengung wurde schlimmer, und jeder Muskel verkrampfte sich eisenhart. Er konnte weder atmen noch sich bewegen. Der Geistliche musterte ihn mit einem irgendwie interessierten Blick. Kälte biß in Shaukats Fleisch, eisige Fänge, die in jede Pore drangen. Sein gutturaler Schrei der Qual wurde von seinem Kampfanzug erstickt, der sich wie eine Schlinge um seinen Hals legte.

Quinn beobachtete, wie der Marine ein wenig erbebte, als er die Körperenergie des Mannes erdete und die chemischen Motoren des Lebens jeder einzelnen Zelle zum Erlöschen brachte. Nach einer Minute trat er zu der toten Statue und schnippte sie lässig mit einem Finger an. Ein leises kristallines Klingeln ertönte, das rasch verklang.

»Schicker Trick«, sagte Lawrence voll Bewunderung.

»Zumindest ein lautloser«, erwiderte Quinn mit gemessenem Stolz. Er stieg die Bordleiter des Raumflugzeugs hinauf.

Lawrence untersuchte den gepanzerten Kampfanzug ein wenig genauer. Überall auf dem dunklen ledrigen Gewebe hatten sich winzige weiße Eiskristalle wie eine Schicht Rauhreif gebildet. Er pfiff bewundernd durch die Zähne und beeilte sich, zu Quinn aufzuschließen.



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